Kreativsein hilft im Trauerprozess
In Zusammenarbeit mit Erika Kneubühl, Sozialarbeiterin und Trauerbegleiterin mit ihrer Beratung einfachmensch.ch aus Bern ist ein neuer thematischer Stickerbogen entstanden. Er dient zur Unterstützung des Ausdrucks von Trauer und Abschied. Die Trauer im Todesfall ist die vermutlich bekannteste Trauer, doch es gibt sie auch in vielen anderen Situationen. Eine Empfindung der Trauer auslösen, kann auch der Tod des Haustieres, der Abschied von einer Arbeitsstelle, ein Beziehungsende, der Verlust einer Freundschaft, ein Wohnungswechsel oder andere Lebensveränderungen.
Wir haben Erika ein paar Fragen gestellt zu ihrer Arbeit als Trauerbegleiterin und dem neuen Stickerbogen.
Liebe Erika, wie ist die Zusammenarbeit mit feines entstanden?
Ich war für ein Projekt meiner Trauerbegleitung auf der Suche nach Produkten zum Thema Trauer und Todesfall. Beim Herumstöbern im feines in Bern begegnete ich Michèle. Wir fanden uns im Gespräch über Tod und Trauer, bald sprudelten die ersten kreativen Ideen, so begann die Story des neuen Stickerbogens zum Thema Trauer.
Welche Erfahrungen hast du persönlich mit Trauer gemacht?
Ich bin dem Thema Trauer sehr intensiv begegnet, als ich innert drei Jahren drei Menschen meiner Familie durch Todesfall verloren habe. Ich habe in diesen schwierigen emotionalen Jahren wieder häufiger zu Papier und Stift gegriffen. Das Schreiben ist für mich seit meiner Jugendzeit ein Ventil für mein Gefühlschaos und zugleich Struktur in meinen haltlosen Momenten.
Was hilft dir beim Schreiben?
Papier ist geduldig, es hält so vieles aus, es trägt Erinnerungen, Erfahrungen, Ängste und Sorgen, es nimmt auf und kommentiert nicht.
Welche Erfahrungen hast du in deiner Arbeit gemacht?
Als Sozialarbeiterin und Trauerbegleiterin weiss ich, wie schnell belastende Schicksale das Leben in eine Abwärtsspirale ziehen können. Einer Trauer geht immer eine Lebensveränderung voraus, oft ist es ein Abschied, der den weiteren Lebensweg verändert.
Wie gehst du in deiner Beratung vor?
In meiner Beratung orientiere ich mich an Ressource und Lösungen, um die individuelle Resilienz zu fördern. Das Schreiben ist in diesem Prozess eine mir wichtige Methode. Durch das Schreiben können Menschen zugleich loslassen und festhalten. Menschen, die nicht gerne schreiben können sich kreativ mit Materialien, Farbe und Schere ausdrücken, auch das ist eine geeignete Form für das Loslassen und Festhalten.
Das Schreiben ist in meinem Verständnis eine fliessende Verbindung von Kopf, Herz und Hand. Der Ausdruck auf Papier visualisiert die Gedanken, kann neue Perspektiven öffnen und den Kopf entleeren.
Wieso empfiehlst du das Schreiben Im Trauerprozess?
Schreiben und Kreativsein hält Erinnerungen fest, regt die Selbstreflexion der Gegenwart an und weckt Ideen für die Zukunft. Die Texte und das Kreative können von trauernden Menschen immer wieder angeschaut werden, als Erinnerung und als Mutmacher.
Wie ist mit diesem Hintergrund der Stickerbogen entstanden?
Der thematische Stickerbogen ist aus genau dieser Perspektive entstanden. Er ist eine Art Leitfaden, wenn die passenden Worte fehlen und die Gedanken keine Ruhe finden. Der Stickerbogen gibt der Trauer eine Struktur, von der Vergangenheit für die Gegenwart in die Zukunft. In all diesen Phasen hat der Stickerbogen Anregungen für Aktivität und Selbstreflexion. Die Icons erinnern punktuell an Pause, Gefühle leben, Lieblingsorte, Selbstfürsorge, Aktivität, Verbindung und Natur. Der Stickerbogen kann individuell verwendet werden, in einem Journal, Leporello, Postkarte, Visionsboard oder ganz eigene kreative Art.
In die Gestaltung des Stickerbogens durfte ich all meine persönliche Erfahrung und mein Wissen als Trauerbegleiterin und Sozialarbeiterin einfliessen lassen. Ich freue mich riesig den Stickerbogen in meiner Trauerbegleitung kreativ einzusetzten. Ich danke Michèle von Herzen für ihr Wirken und dass sie einem so wichtigen Thema wie Trauer einen Stickerbogen widmet.